KLANGTRANSFORMATIONEN | DUO STUMP-LINSHALM

7.12.19 | 18:00 | Kleines Studio | Universität Mozarteum
Konzert der Salzburger Gesellschaft für Neue Musik
in Kooperation mit dem INM Institut Neue Musik
Duo Stump-Linshalm | https://www.stump-linshalm.com/

Programm

Hannes Heher
Endspiel für 2 Klarinetten

Klaus Ager
clb512 für Klarinette und computergeneriertes Tonband

Andor Losonczy
growth structures für Bassklarinette solo

Petra Stump-Linshalm
aus UISGE BEATHA – A Guide to Flavours für Kontrabassklarinette solo
the smooth flowing one
delicate spice and a whiff of smoke
nutty undertones
mizuwari – mixed with water

Claudio Ambrosini
CAPRICCIO, detto: „l’Ermafrodita”

Marco Döttlinger
GEBISS für Es-Klarinette und Bassklarinette

German Toro-Perez
En Vilo für 2 Bassklarinetten

Lotta Wennäkoski
andas für 2 Bassklarinetten

Jorge Sanchez-Chiong
for albert ayler für 2 Bassklarinetten

 


Hannes Heher
Endspiel für 2 Klarinetten
End-Spiel, Ende des Spiels, des „Spielens“… In Zeiten, in denen Scharlatane und Rattenfänger das Sagen haben, in denen ein wild gewordener Turbo-Kapitalismus fröhliche Urständ‘ feiert, in denen Ausbeutung und Unterdrückung gang und gäbe sind, ist es umso notwendiger, auch in der Kunst Stellung zu beziehen. Und zwar eindeutig: So wie es der Titel dieser Komposition betont, der bewusst auch an das gleichnamige Theaterstück von Samuel Beckett erinnert, und damit den Weg weist, den die Menschheit einschlagen wird, falls sie sich nicht doch zur Umkehr ent- schließt. Das Werk ist dem Duo Stump-Linshalm in Dankbarkeit gewidmet.

Klaus Ager
clb512 für Klarinette und computergeneriertes Tonband
CLB512 für Klarinette und computergeneriertes Tonband entstand 1983 auf Grund einer Einladung der Colgate University in den dortigen Computermusikstudios mit Hilfe des (damals revolutionären!) DMX-1000 real-time Systems (eine Art digitaler Santhesizer). Während der Klarinettenteil zum Großteil konventionell komponiert wurde, sind große Teile des Tonbandes nicht nur ausschließlich mit Hilfe des Com- puters erzeugte Klänge, sondern wurden auch mehrere Parameter der Musik (Tonhöhe, Tondauer und Tonstärke) mit Hilfe eines eigenen Kompositionsprogrammes realisiert.
Die Klangsynthese beschränkte sich im Grunde auf 3 Klangtypen, die man vielleicht als Flöten-, Trompeten- und Orgelklänge charakterisieren könnte. Die restlichen Klänge, die nicht sofort einordbar scheinen, sind Transpositionen dieser Basisklänge in ungewöhnliche Lagen (z.B. eine Transposition auf 16, 25, 30 und 36 Hz).

Andor Losonczy
growth structures für Bassklarinette solo
growth structures, ein Zyklus für verschiedene Ensembles und Solisten, kann wahrscheinlich als „Opus summum“ des Komponisten angesehen werden, das ihn in einer Art „work in progress“ seit 1978 fortwährend beschäftigte.
Die umfangreiche und vielgestaltige Arbeit ist als eine sich auf Aleatorik stützende Kammermusik in 100 Sätzen mit variabler Besetzung und bruitistischen Ansätzen angelegt. Wie der Titel der Serie andeutet (growth strucutres – sich vergrößernde Strukturen), können die einzelnen Komponenten des Stücks solistisch oder vom Gesamtensemble aufgeführt werden. Die Gesamtzusammenstellung besteht aus: Flöte, Klarinette (auch Bassklarinette und Saxophon), Posaune, Klavier, Violine, Violoncello und Kontrabass. Alle Teile können auch zuerst solistisch oder zu zweit und zu dritt gespielt werden, die Reihenfolge der einzelnen Stücke ist dem Interpreten überlassen.
In kompositorischer und spieltechnischer Hinsicht geht Losonczy, dessen Musik sein Freund György Kurtág einmal als „wirklich unvergleichlich, sehr ernsthaft und gleichzeitig so humorvoll wie skurril“ bezeichnet hatte, oft an Grenzen – und manchmal darüber hinaus. Im heutigen Konzert hören wir die Uraufführung der Version für Bassklarinette solo, die im Jahr 2007, also relativ spät, entstand.

Petra Stump-Linshalm
aus UISGE BEATHA – A Guide to Flavours für Kontrabassklarinette solo
the smooth flowing one
delicate spice and a whiff of smoke
nutty undertones
mizuwari – mixed with water
Uisge Beatha (gesprochen: [ɯʃkje ‚bɛha], auch uschkeba) bedeutet „Wasser des Lebens“. Mein Stück beschreibt klanglich die unterschiedlichsten Whiskyaromen und verwandelt das Geschmackserlebnis des flüssigen Goldes in ein Hörerlebnis für Kontrabassklarinette solo.

Claudio Ambrosini
CAPRICCIO, detto: „l’Ermafrodita”
I derived this title from the „Capriccio“ genre diffused in visual arts during the 18th century. In those „Arcadian“ paintings the artist ofen used to imagine an unreal landscape (or „surreal“ as we would probably call it today) in which nature, animals and ofen human figures are surrounded by rests of ancient buildings: pyramids, broken Grecian columns, statues and so on. I would now leave it to our listeners‘ phantasy to imagine how the scene could be in this „Capriccio“ of mine, where the absolutely unique qualities of the bass clarinet are used to show several „sides“of one, complex character: some very low sounds, aggressive as those of big, dangerous animals… There some high, very soft sound, as the lament of wounded being…
Our listeners will really be surprised, as I was, by the discovery of the richness, – I would say – the „ermaphrodite“ quality of the bass clarinet, capable at the same time of strong, „masculine“ utterances and of very gentle, evocative, „feminine“ behaviours…
CAPRICCIO, detto: „l’Ermafrodita” was composed in 1983 and is dedicated to Maria Gabriella Salafia. It lives since then thanks to the great interpretation of Harry Sparnaay.

Marco Döttlinger
Die Miniatur GEBISS für Es- und Bassklarinette ist als Auftragswerk für den Anton-Webern-Weg anlässlich des 23. Komponistenforum Mittersill 2019 entstanden, für Petra Stump Linshalm und Heinz-Peter Linshalm. Das verwendete Tonmaterial besteht lediglich aus Weberns Reihe seines Konzertes op. 24, geteilt in jeweils sechs Töne für jede Klarinette. Der Titel bezieht sich auf das Erzeugen sogenannter Zahntöne, sehr hoher Spitzentöne, durch das Beißen auf das Blatt hervorgebracht. Das Stück entfaltet einen kurzen Verdichtungsprozess, markiert durch die 32 Zahntöne, entsprechend der (normalen) Anzahl eines menschlichen Gebisses.

Germán Toro Pérez
En vilo (2008) für 2 Bassklarinetten
En vilo (in der Schwebe) besteht aus einem Grundmodell und vier zunehmend verwachsenen Ableitungen. Das Modell baut auf oszillierenden Elementen in verschiedenen Zeitskalen auf. Ausgangspunkt und Grundmaterial des Stückes sind Schwebungen, die auftreten wenn die geringfügig unterschiedlichen Instrumente das selbe Material spielen. Weitere verwandte Elemente sind Triller und pendelartige Motive. Das Stück wurde auf Einladung von Petra Stump und Heinz-Peter Linshalm geschrieben und ist ihnen gewidmet.

Lotta Wennäkoski
andas (2008) für 2 Basskalrinetten
Bass clarinet is one of the most versatile instruments considering the huge register and the possibilities of different timbres. I’ve always found its sound very human and the air sounds specially fascinating. Breathing was thus a natural starting point to the short bass clarinet duo Andas. I wrote the work in 2008 having two very qualified musicians in mind: Petra Stump and Heinz-Peter Linshalm. Andas is the Swedish word for breathing

Jorge Sánchez-Chiong
for albert ayler [trópico tránsito unplugged] für 2 Bassklarinetten
… aber sagen wir es mal so: jedes mal, wenn sie das spielen, denke ich mir, dass es sich gelohnt hat, so etwas unsinniges wie eine „ausnotierte improvisation“ zu machen

Petra Stump Linshalm – Klarinetten
Heinz-Peter Linshalm – Klarinetten

“Sie entlocken ihren Instrumenten die ungewöhnlichsten Klänge. Das Spektrum reicht dabei von sphärischen Arabesken bis zu zornigem Gekreische…”
Ursula Strubinsky Ö1
Der Komponist Bernhard Gander legte im Jahr 2003 mit dem Duo Mr. Vertigo für zwei Bassetthörner und Tonband den Grundstein für die Zusammenarbeit der beiden MusikerInnen als Duo. Die Kombination von zwei Klarinetteninstrumenten, besonders aber das Gespann zweier Bassklarinetten weckte das Interesse weiterer KomponistInnen wie zum Beispiel Pierluigi Billone, Chaya Czernowin oder Beat Furrer an einer Kooperation mit dem Duo Stump-Linshalm.
Das Duo hat mit dem 2005 bei ein_klang records erschienenen Debütalbum born to be off-road Zwischenbilanz über die Zusammenarbeit mit zeitgenössischen KomponistInnen gezogen. Der Pasticciopreis von Radio Österreich 1 würdigte diese Arbeit.
Weiters machte das Duo 2006 mit einem einzigartigen Projekt auf sich aufmerksam. Die ihnen gewidmete und über 70-minütige Komposition 1+1=1 für zwei Bassklarinetten des Italieners Pierluigi Billone kam beim Festival wien modern zur Uraufführung und wurde beim Label Kairos auf CD eingespielt.
Nicht durch die Länge, sondern seine vielfältigen, knapp gefassten musikalischen Formen zeichnet sich das Projekt ShortCuts – eine Sammlung von insgesamt 34 Stücken, die Musikschaffende aus 14 Länder geschrieben haben, aus. Alle Werke sind dem Duo gewidmet und das Doppelalbum dazu ist 2010 bei ein_klang records erschienen.
Das Album Live at Mozarthaus Vienna präsentiert exklusive Kammermusik für Bassetthörner und Fagott von Wolfgang A. Mozart beim Label Gramola und eine aktuelle klassische Einspielung von 2017 mit dem Vienna Reed Quintet mit Musik von Rameau, Mozart und Ravel ist bei Naxos erhältich.
Gerade erst 2018 erschien bei orlando records die vielbeachtete CD Fantasy Studies mit Kompositionen von Petra Stump-Linshalm mit Heinz-Peter Linshalm als Solist. Im selben Jahr brachte das Duo ihre erste LP bei God Records mit dem Werk Linien II von Alexander Stankovski heraus.
Ihr Engagement für die zeitgenössische Klarinettenliteratur ist insbesondere an dem aus ihrer Feder stammenden Werk CLARINET UPDATE zu erkennen, einer pädagogisch aufbereiteten Sammlung einfacher zeitgenössischer Klarinettenliteratur, die angehende KlarinettistInnen mit den modernen Spieltechniken der Klarinette vertraut machen.
Die Vermittlung zeitgenössischer und klassischer Musik an Kinder in Form von Konzerten und Workshops ergänzt den Schaffensbereich der beiden Künstler.
 Durch die Zusammenarbeit mit Karlheinz Stockhausen entwickelte das Duo ein besonderes Interesse am zeitgenössichen Musiktheater.
Weiters erhielt das Duo einen Preis von der Mozartgemeinde Wien, erspielte einen 2. Preis beim Nicati Concours – Interpretationswettbewerb für zeitgenössische Musik – in der Schweiz, war zum Förderprogramm des BMAA „The New Austrian Sound of Music” und zu Artist in Residence Programmen in Italien, Deutschland und den USA eingeladen.
Gelegenheit, die beiden MusikerInnen live zu hören, boten unter anderem Auftritte in Österreich:
Wiener Konzerthaus, Musikverein Wien, Radiokulturhaus Wien, Porgy and Bess Wien, beim Festival wien modern, den Wiener Festwochen, Bregenzer Festspielen, Feldkirch Festival, Arcana Festival Gesäuse, Loisiarte, Halleiner Festwochen, open music Graz, cercle Wien, Kofomi Mittersill, Mozartgemeinde Wien, ISA-Internationale Sommerakademie, Jazzatelier Ulrichsberg und den Bludenzer Tagen zeitgemäßer Musik, sowie (international):
Myrkir Músíkdagar/IS, transart Bozen/I, Nuovi Spazi Musicali Rom/I, Kultursommer Oldenburg/D, Musikfestival Davos/CH, Lucerne Festifal, IGNM Zürich/CH, Musikfestival Bern/CH, Multiphonic Festival Köln/D, Roaring Hooves Festival Mongolei, Festival Tzlil Meudcan/ISR, Poznanska Wiosna Muzyczna Polen, Tage der neuen Musik Burghausen/D, Basklarinet Festijn/NL, Symposium der deutschen Klarinettengesellschaft, dem 8th totally huge new music festival in Perth/AUS und in der Reihe von Stroma in Wellington/NZ und dem Chulitna Lodge Research Institute Alaska/USA.

2019-12-04T17:31:58+01:00
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